Tourismus als Massenphänomen


Bild022Unter Tourismus versteht man alle Reisen, die Privatleute unternehmen, um sich zu erholen, neue Länder, fremde Kulturen und Landschaften kennen zu lernen und sich, z. B. anhand von Zeugnissen früherer Kulturen, zu bilden. In einer weiter gefassten Definition gehört zum Begriff des Tourismus auch die Dienstleistungsbranche, die das Reisen möglich und komfortabel macht. Das Reisen, auch über große Strecken, ist so alt wie die Menschheit. Von Tourismus spricht man allerdings erst seit dem 18./19. Jh. Sein charakteristisches Merkmal ist zum einen die vor der Reise festgelegte Reisedauer und zum anderen die feste Absicht, nach der Reise zu Hause den Alltag wieder aufzunehmen. Darüber hinaus kennzeichnet den Tourismus die ausschließliche Privatheit der Reise. Die erste organisierte Gruppenreise, eine frühe Vorform der modernen Pauschalreise, stellte der Engländer Thomas Cook 1841 zusammen; vier Jahre später gründete er das erste Reisebüro.

 

Der Tourismus als Massenphänomen:

Besonders in der Frühzeit des Tourismus war das Reisen ein Privileg der Adligen und der begüterten Bürger. Handwerker, Arbeiter und Bauern konnten sich bis weit ins 20. Jh. eine Urlaubsreise nicht leisten.

Heute dagegen unternimmt ein Großteil der Bevölkerung in den Industriestaaten regelmäßig Reisen, viele auch ins Ausland, sogar in andere Erdteile. Der Wirtschaftsaufschwung nach dem 2. Weltkrieg, verbunden mit steigenden Einkommen und sozialer Sicherheit, dem Ausbau des Verkehrswesens und der Verbilligung der Reise- und Aufenthaltskosten hat den Tourismus zu einem Massenphänomen werden lassen. Diese Entwicklung zog den Ausbau von touristischen Infrastrukturen nach sich: Straßen, Flughäfen, Hotelanlagen, Campingplätze, Feriendörfer, Skilifte (in den Bergen), Strandanlagen (am Meer) usw. wurden gebaut. In vielen Regionen der Erde ist der Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftszweig überhaupt angewachsen.

 

Umweltprobleme:

Als Folge des Massentourismus ist jedoch auch eine ganze Reihe von Problemen entstanden. Das gravierendste stellen die Umweltschäden dar. Sie ergeben sich u. a. dadurch, dass touristisch interessante Gebiete in aller Regel zuvor siedlungsarme und landwirtschaftlich uninteressante Gegenden und damit Schutzräume für eine artenreiche Flora und Fauna waren. Aufgrund der immergrößeren Flächen, die der zunehmende Tourismus in Anspruch nimmt, werden solche Gebiete zerstört. So ist z. B. das ökologische Gleichgewicht der Alpen, die zu den beliebtesten Touristenzielen Europas gehören, bereits nachhaltig gestört. 500 Mio. Übernachtungen werden hier jährlich gezählt, 40000 Seilbahnen und Lifte sowie 120000 Abfahrtspisten stehen dem Tourismus zur Verfügung, und immer noch expandieren die Flächenansprüche des modernen Skitourismus, da viele Bergdörfer darin eine aussichtsreiche Existenzgrundlage erblicken.

 

Dabei sind die Schäden des Wintertourismus längst bekannt:

Skikanten- und Schneeschubschäden, Störungen des Wildes mit der Folge großer Verbissschäden am Jungwuchs, Verschlechterung der Wasserspeicherfähigkeit und somit Erosionserscheinungen. Aber auch der Sommertourismus trägt mit seinen Infrastrukturanlagen und nicht zuletzt mit unangemessenem Verhalten der Besucher (Verlassen der Wanderwege, Sammeln von Beeren, Pilzen und Blumen, Hinterlassen von Müll) zur Schädigung des Ökosystems bei. Von nicht geringerer Bedeutung sind die Auswirkungen des Tourismus in anderen Gebieten. Gerade an den Meeresküsten, die ebenfalls zu den attraktivsten Urlaubszielen gehören, sind sie zum Teil mit bloßem Auge zu erfassen: Riesige Hotelanlagen, oft kilometerlang aneinander gereiht, haben die ursprüngliche landschaftliche Schönheit vielerorts zunichte gemacht. Dazu kommt häufig eine starke Verschmutzung des Meeres, v. a. wenn Kläranlagen unzureichend arbeiten oder gar gänzlich fehlen, die Schädigung oder Zerstörung von Strandbiotopen, die Gefährdung von Korallenriffen sowie nicht selten ein Großverbrauch an Wasser, der vor Ort nicht mehr gedeckt werden kann.

 

Soziale Probleme:

Darüber hinaus führt der Tourismus in vielen Ländern auch zu sozialen Problemen: Das Verhältnis von Einheimischen und Touristen ist meist durch die Armut auf der einen und den Reichtum auf der anderen Seite gekennzeichnet, wodurch nicht selten ein sozialer Neid in den Gastländern geschürt wird. Die Einheimischen können sich kaum als Gastgeber fühlen, sondern erleben ihre Situation oft als die einer missachteten Dienerschaft. Tatsächlich ist der wirtschaftliche Gewinn für viele Länder geringer, als meist angenommen wird. Denn wenn mit den Touristenströmen auch Geld in die Urlaubsregionen gelangt, das dem Wohlstand der Gastgeberländer zugute kommt, so fließt doch ein Großteil der Gewinne aus dem Tourismus in die Länder zurück, aus denen die Besucher stammen.

Denn die Erbauer der Hotelanlagen, zumal wenn diese Hotelketten angehören, aber auch die Anbieter von Konsumgütern und Lebensmitteln sind oft Unternehmen aus den Industriestaaten.

 

Sanfter Tourismus:

Um die Schäden, die durch den Tourismus verursacht werden, möglichst gering zu halten, hat in den letzten Jahren zumindest ansatzweise ein Prozess des Umdenkens eingesetzt. Reiseveranstalter, Fremdenverkehrsinstitutionen, Tourismusexperten, Naturschützer und Reisende haben gemeinsam unter dem Schlagwort »sanfter Tourismus« Konzepte entwickelt, wie der Tourismus in Zukunft gestaltet werden kann. Zu seinen Zielen gehört v. a. die Schonung der Umwelt, größtmögliche Sparsamkeit im Umgang mit Energien und Wasser, Müllvermeidung und nicht zuletzt die Achtung der einheimischen Bevölkerung.

Autor: 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.